Samstag, 14. November 2009

Eine ungewöhnliche Krimilesung

Hallo zusammen,

gestern wollte ich eigentlich zu einer Krimilesung im Polizeipräsidium. Als wir dort ankamen, war es so brechend voll und laut, dass wir keine Lust mehr hatten und lieber nach Hause gegangen sind, um ein Glas Rotwein zu trinken und uns ein wenig zu unterhalten. Ich mag Krimilesungen eigentlich, vor allem, weil ich ja selbst an einem Krimi sitze und die Autorinnen (es waren nur Frauen) nach der Lesung um den einen oder anderen Tipp bitten wollte.

Als wir in unserer Küche saßen, sagte meine Mutter schließlich: "Und, was ist jetzt mit der Krimilesung? Du könntest ja mal ein paar Seiten aus deinem Krimi lesen." Uh, ich hatte das befürchtet.

Ja, der Krimi ist fertig. Noch nicht überarbeitet, aber fertig. Und das fühlt sich mächtig seltsam an. Und jetzt wollten meine Mutter und mein Freund eine Kostprobe meiner Kunst. Ich hatte noch keinem lebenden Wesen auch nur eine Seite aus dem Buch vorgelesen. Obwohl natürlich viele danach fragen.

Wir haben dann für gedämpfte Krimibeleuchtung gesorgt, und ich habe ein paar Seiten gelesen. Sie fanden es gut, und sie sagen das auch nicht bloß, weil sie mich mögen. Im Gegenteil, wenn es Mist gewesen wäre, dann hätten die beiden es mir als Erste mitgeteilt. Eben weil sie mich mögen.

Und dann fiel mir etwas ein. Bummele ich vielleicht schon seit zwei Wochen herum? Erst mit dem Ende des Romans, das in meinem Kopf längst angelegt war und das ich einfach nicht zu Papier bringen wollte. Dann mit dem Verlag. Wenn ich fertig bin, suche ich mir einen Verlag. Also gut, ich bin fertig. Wenn ich es überarbeitet habe, dann suche ich mir einen Verlag. Was wird die nächste Ausrede sein, mir jetzt noch keinen Verlag zu suchen? Wenn ich es dreimal überarbeitet habe?

Überarbeiten ist gut, sehr gut sogar, aber die Lektion dahinter ist eine andere. Ich habe das Buch nicht für die Wollmäuse hinter meinem Schrank geschrieben, sondern für potentielle Leser. Und ich fürchte mich ein bisschen davor, dieses Buch nun auf den Markt zu werfen. Es könnte kritisiert werden. Ich könnte kritisiert werden. Was auch immer. Deswegen wollte ich es auch nie vorlesen. "Man liest keine unfertigen Werke vor." Bla bla bla.
Die größten Chancen verbergen sich immer hinter dem, wovor wir uns fürchten.

Nun, ich gebe es zu, ich fürchte mich vor dem (möglicherweise vernichtenden) Urteil der Lektoren, dem Kopfschütteln meiner ehemaligen Klassenkameraden...

...fällt Euch noch ein anderes Schreckensszenario ein?

Möglicherweise wird alles gut.

Ich gehe jetzt mal vorsichtig davon aus, überarbeite mein Buch und... richtig - suche mir einen Verlag.

Wovor fürchtet Ihr Euch? Welcher mögliche Erfolg wartet gleich hinter der Furcht?

Ihre und Eure
Georgia Fröhling