Mittwoch, 17. November 2010

Kennt Ihr diese Tage...

..., wo immer irgend etwas schiefgeht?
Das Auto springt nicht an, du fällst die Treppe runter und verknackst dir das Knie, das Frühstück ist schimmelig, die Strumpfhose reißt schon auf dem Weg ins Büro...

Man neigt schnell dazu, eine selbsterfüllende Prophezeiung daraus zu machen. "Das fängt ja gut an!", rufen wir und warten auf die nächste Katastrophe.

Gestern habe ich kurz mitgespielt. Als Jugendliche habe ich mal der gesamten Personalabteilung von Siemens eine Stunde Frühstückspause beschert. Wie das? Als mich der Chef zum Kaffeekochen aufforderte (was ich mit 15 zugegebenermaßen nur sehr selten zuvor gemacht hatte), schüttete ich das Wasser aus Nervosität nicht in die Maschine, sondern in die Dreiersteckdose daneben. Ah ja. Kompletter Stromausfall, alle saßen rum und konnten bestenfalls noch Ablage machen. Aber nicht im Aktenraum, da war kein Licht mehr.

Gestern war ich irgendwie hektisch und habe den Inhalt des Wasserfilters... ja, richtig, nicht in den Kocher gekippt, sondern in die Steckdose. Entweder habe ich hier bessere Steckdosen als bei Siemens oder ich hatte Glück: Die Sicherung blieb drin. Ich werde die Steckdose vorsichtshalber eine Woche nicht benutzen, man weiß ja nie... aber ich habe mir gesagt:

Das hat nichts zu bedeuten. Was, wenn alles gut geht?

Zu diesem Thema gibt es ein nettes kleines Buch namens "What if it all goes right?" Von Mindy Audlin. Auf die deutsche Übersetzung warten wir vermutlich wieder vergebens, aber es geht darum:

Wir alle machen uns gern Szenarien, wie sich eine Situation entwickeln könnte (oder auch ein Tag nach Wässerung der Steckdosen). Meistens sind unsere inneren Vorausschauen ziemlich negativ. Probiert es aus: Du hast eine Präsentation und bist nervös; was für ein Szenario malst du dir aus: Richtig, ein Horrorszenario.

Aber was, wenn alles gut ginge?
  • Was, wenn mein Chef die Präsentation ganz toll findet?
  • Was, wenn meine Lesung ein Erfolg wird und ich es schaffe, mich nicht auf die Schuhe des Moderators zu erbrechen?
  • Was, wenn der Tag gut wird, auch wenn in den Steckdosen jetzt Kresse wächst?
  • Was, wenn der Stress jetzt gleich vorbei ist und alles danach einfach nur noch Spaß macht?
Das geht natürlich auch im größeren Rahmen:

  • Was, wenn mir die Bank den Kredit gibt? Was, wenn ich dadurch mein Traumhaus kaufe? Was, wenn mein Mann sich so darüber freut, dass er (bitte die Lücke füllen)?
  • Was, wenn der Weihnachtsbesuch der Familie entspannt wird? Was, wenn wir alle Spaß haben, Sekt trinken und albern sind? Was, wenn es so schön wird, dass wir in Zukunft reihum immer bei jemand anderem feiern?
  • Was, wenn meine lahme Ehe wieder schön wird, wenn wir wieder etwas zu lachen bekommen, schöne Dinge zusammen unternehmen?
Mindy nennt dies das "What if up-game", also das Spiel des "Was, wenn's gut wird?", im Gegensatz zum üblichen "What if down-game" (Was, wenn's schief geht?).

Mein Tipp: Ersteres macht viel mehr Spaß!

Ihre und Eure Georgia Fröhling